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  Irland 2011
 

26.7

Bei der Entscheidung meines Urlaubsziels habe ich mich diesmal richtig schwer getan.

Zur Debatte steht Irland oder Spanien.

Spanien wird im Sommer ziemlich überlaufen sein und ausserdem habe ich auch keine große Lust auf die Touris, die wie Heuschrecken im Sommer in den Süden ziehen.

Ich möchte aber auch nicht mehr als nötig nass werden und die Wettervorhersage für Irland macht nicht so einen erfreulichen Eindruck.

Ich entscheide mich dennoch für Irland. Es ist auch mein lang ersehnter Wunsch mal eine Reise auf die Grüne Insel zu unternehmen.

27.7

Nachdem ich die nötigsten Dinge zu Hause erledigt habe, stehe ich vor dem Start. Alles ist gepackt. Dazu gehören die wichtigsten Ersatzteile für die Maschine, Werkzeug, Ein paar Klamotten, Navi, Notebook. Auf einen Reservekanister möchte ich verzichten, da ich davon ausgehe, dass es unterwegs und auch in Irland genügend Tankstellen gibt.

Es geht über Holland und Belgien nach Frankreich.

Immer wieder Regenschauer. Von Calais bringt mich die Fähre nach Dover.

Ich bin in England angekommen und hier haben wir bekanntlich Linksverkehr. Darauf muß ich mich erst noch einstellen und entsprechend vorsichtig sein.

Mein GPS bringt mich sicher zum Campingplatz, den ich zu Hause schon einprogrammiert habe.

Zum meinem Navi ist zu sagen, dass ich es am Anfang, als ich es gekauft habe in den Mülleimer werfen wollte. Mittlerweile komme ich sehr gut damit zurecht. Man muß es eben bedienen können, wie bei allen Dingen.

Es ist schon erstaunlich wie präzise und genau heutzutage jeder einen beliebigen Ort in der Welt finden kann. Das ist einerseits sehr einfach und praktisch. Anderseits merkt man, wie die Technik voranschreitet und die Welt überschaubar ist. Wenn man genauer darüber philosophiert, wird einem bewusst, wie organisiert alles geworden und wie die Grenzen und Spielräume jedes einzelnen immer enger durch Globalisierung und Informationstechnologie gesetzt werden. Der Mensch wird immer gläserner und es gibt kaum Freiraum wo man sich verstecken könnte.

28.7

Bin heute Morgen sehr früh aufgestanden, weil ich die Fähre von Pembroke (UK) nach Rosslare (Irland) erreichen möchte. Sie geht um 15.45 Uhr. Ich muß rund 530km quer durch Gross Britanien durch.

Nach anfänglich lichtem Verkehr auf dem Motorway wird dieser immer dichter, sodass ich es fast mit der Angst zutun bekomme.

Ich habe mich zwar auf Linksverkehr eingestellt, doch als ich dann in den ersten Kreisel fahre, merke ich , dass ich hier natürlich auch links fahren muß und nicht wie ich es gewohnt bin von der rechten Seite.

Dabei habe ich gar nicht darauf geachtet, dass ich denen, die im Kreisel sind und von Rechts kommen Vorfahrt gewähren muss. Fast werde ich platt gefahren. Gut, dass die Engländer auf mich aufgepasst haben.

Immer wieder Staus und Baustellen. Ich fürchte, dass ich die Fähre nicht rechtzeitig erreichen werde.
Auch bin ich gar nicht so motiviert. 1400 km in zwei Tagen zu fahren sind schon anstrengend.

Ich schaffe es rechtzeitig zum Schalter. Auch ohne Reservierung bekomme ich das Ticket, checke ein und nehme die letzte Hürde.

Meine Fähre kommt um 19.45 in Irland an. Bewölkter Himmel, jedoch trocken. Ich fahre zum Campingplatz St Margareten – er macht einen sympathischen Eindruck.

Morgen beginnt mein erster Tag. 

31.7

die letzten Tage waren etwas turbulent, hinsichtlich des Wetters. Bewölkt ist es leider ständig. Immer wieder Schauer. Ich fahre viele Kilometer über teilweise holprige und mit Bodenwellen versehene Strassen. Dann bin ich auch wieder mal planlos. Koordiniere immer wieder die Strassen Karte mit dem Navi. Fest im Sattel geht es über Stunden bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen durch Irlands Landschaft.

 













Gestern bin ich mal den „Ring of Kerry“ gefahren. Es handelt sich um eine Ringstrasse in Irlands Südwesten. Man fährt an viel schöner Landschaft vorbei, die ich bei schlechtem Wetter nur wenig geniessen konnte.

Kurz vor Abend wurde mir dann richtig mulmig. Zum Regen  gesellte sich noch dichter Nebel und heftiger Wind kam auch noch hinzu. In solchen Situationen frage ich mich dann schon, ob das eine Gute Idee ist mit dem Motorrad solche Distanzen zu fahren.
Meistens am Abend gönne ich mir dann schon ein kleines Häppchen.

mmmhhh, sieht das nicht lecker aus?


Manchmal fühle ich mich wie ein Zombie, der mit erstarrtem Gesicht und teilnahmelos auf dem Motorrad festgeschnallt ist und einfach weiter fahren muß.

Gelegentlich mutiere ich auch zum Geisterfahrer. Gestern ist es mir zweimal passiert, dass ich nach einem Wendemanöver wie gewohnt auf der rechten Fahrbahnseite fahren wollte. Ist schon kein so pricklendes Gefühl, wenn einem die Autos plötzlich entgegenkommen. 

Regen, Nebel, Wind. Das wurde mir dann langsam doch zu gefährlich. Ich steuere das erste mal Bed & Breakfast an. 50 Euro kostet die Übernachtung. Die Sicherheit ist es mir aber Wert und am nächsten Morgen gibt es ein leckeres Frühstück. B & B gibt es in Irland überall. Man muß nicht suchen.

Der heutige Tag beginnt trocken. Meine Laune wird besser und ich denke mir…Alles nicht so schlimm. Mein Weg führt mich durch einen kleinen Ort – Kenmare.

Kenmare



Der Stadtkern macht einen netten Eindruck. An nahezu jedem Haus ist eine Werbetafel. Überall kleine Läden in dem buntbemalten Strassenbild.

Bin heute an einen schönen Campingplatz gelandet. 10Euro kostet das Zelten inkl. kostenlosem Internet Zugang. Ich bekomme sogar einen Gutschein, mit dem ich im nahe gelegenen Hotel mit 10% Ermässigung essen kann.



Auch kommt man immer wieder in Kontakt mit der Bevölkerung. Die Dame an der Rezeption erzählt mir, dass es fast unmöglich ist in Irland einen Job zu bekommen.

1.08

Heute war ein schöner und trockener Tag. Ich habe eine Tour nach Dingle; einer kleinen Stadt auf einer Halbinsel im Südwesten unternommen. Der Weg dahin war durchzogen von malerischen Landschaften in Form von Bergen, Hügeln, Seen und engen Bergstrassen.



Nochmal eine Stärkung für den Marathonfahrer

Kühe und Schaafe gibt es natürlich auch überall.

Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn Kühe auf der Wiese liegen, oder grasen und dann angehupt werden, dass sie darauf meistens gar nicht reagieren. Als ich dann wieder an so einem Rudel vorbeifahre, möchte ich es mal mit einem anderen Trick versuchen, um zu sehen, ob ich ihre Aufmerksamkeit erlangen kann.

Ich schreie ganz laut Muuuuuuhhhhhhhhhh. Tatsächlich. Eine von denen dreht ganz gelangweilt Ihren Hals nach mir um.

Fast habe ich ihre Gedanken lesen können – „Was war denn das für ein Rindviech“? Vielleicht dachte sie aber auch..."mmhhhhh, die Stimme von diesem Ochsen klingt aber verlockend".

Zwischendurch halte ich an, um die natürliche Schönheit Irlands zu bewundern und Fotos zu machen.

Als ich dann mal wieder eine Pause mache und dabei meine Blicke über ein Tal schweifen lasse, kommt so ein Typ daher und bietet mir ungefragt sein Fernglas an. Ach Danke. Ich nehme den Feldstecher und kann noch mal alles detailliert erkennen.

Kurze Zeit später an der gleichen Stelle kommt wieder eine seltsame Gestalt auf mich zu und bietet mir eine heisse Tasse Tee an, die er in der Hand für mich hält. Häh, was ist denn hier los? Der Kerl hat ein Feuermal unterhalb der Lippe und im ersten Augenblick denke ich mir; Das ist sicher ein Serienkiller, der mich vergiften will. Parallel zu diesem Gedanken arbeitet mein Gehirn schon weiter, wie ich ablehnen oder den Inhalt unbemerkt aus der Tasse wegschütten kann. So, wie man es eben aus einem Film kennt.

Neben ihm steht sein kleiner Sohn. Ich nehme die Tasse an und die beiden entfernen sich wieder zu ihrem Wohnmobil, in welchem auch die Frau von ihm mitfährt.

Ich nippe an der Teetasse. Schmeckt gut. Minuten später kommt wieder der kleine Junge angetrabt. Ganz schüchtern bringt er mir einen Teller mit einem Stück Kuchen. Klar, ohne Kuchen hätte mir sicher der Tee nur halb so gut geschmeckt.

Ich nehme den Teller und der Junge galoppiert wieder im Laufschritt mit einem lächeln zum Camper zurück, mit dem Bewusstsein seinen Job gut erledigt zu haben.

Anschliessend habe ich mit dem Paar noch eine angenehme Unterhaltung.

Gibt schon echt nette Leute.

Weiter geht es auf der N69. Ich möchte eine Fähre erreichen,  weil Morgen die Cliffs of Moher auf dem Programm stehen. Als ich dann mal wieder wenden muß, passiert es wieder. Ich fahre wie gewohnt auf der rechten Fahrbahnseite. Meinen Blick aufs Navi gerichtet, merke ich nicht, dass mir ein Fahrzeug mit ca. 50km/h entgegenkommt. Als ich dann meinen Blick wieder auf die Strasse richte….Aaaaaahhhhh…..Hilfe…etliche Geisterfahrer. Ohne zu zögern schwenke ich sofort auf die andere Fahrbahnseite.

Puuuuhhh, Mensch. Was mache ich denn schon wieder? Das war gefährlich.

Cliffs of Moher


 

5.08

Die Tage vergehen wie im Flug. Gestern bin ich ca. 500km vom Westen in den Norden Irlands gefahren. Immer wieder mal kurz anhalten und in die Weite; Richtung Grüne Landschaft oder Ozean schauen.

Eine Sehenswürdigkeit ganz im Norden bietet „Giants Causeway“. Es handelt sich um eine spezielle Anordnung von Steinformationen. Die in die Höhe gerichteten Säulen haben eine 5, 6, 7 oder achteckige Form. Das besondere daran ist, dass sie so aneinandergeschichtet sind, dass die Kanten immer an die angrenzende Säule passen. Die Formationen sollen vor Millionen von Jahren durch Erkaltung heisser Lava entstanden sein.

Giants Causaway



Ich komme ohne zu Tanken durch Nord Irland. Das ist praktisch, da hier mit englischen Pfund bezahlt werden müsste und ich keine Lust habe Geld zu wechseln.

Heute bin ich durch Dublin gefahren.
Die City übervölkert, der Verkehr sehr Dicht. Ich kann kaum irgendwo anhalten. Dennoch schaffe ich es mal durch die Fussgänger Zone in der Grafton Street zu laufen.




Dublin; Hier wird abgezockt. Der Staat braucht Geld



Dublin



Dublin


Abends am Campingplatz lerne ich dann vier Junge Frauen aus Dublin kennen.
Sie möchten ein wenig vom Alltag entspannen, haben jede Menge Bier dabei und laden mich zu einem Drink ein.
Sie erzählen mir, dass die Kinder, die um die Zelte rennen von ihnen sind. Aja. Ich erlaube mir die Frage, wo den die Papas von den Kids geblieben sind.
Zur Antwort bekomme ich: Wir sind alle Single. Eine sagt mir, dass ihr Ex im Gefängnis sitzt. Na, wenn das kein Grund ist mal die Stadt zu verlassen und mal vom Alltag los zu lassen.

Am nächsten Tag geht es für mich wieder nach Hause.



Meine Fährenabfahrt von England nach Frankreich habe ich zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt gewählt. Ich komme in Calais um Mitternacht an. Strömender Regen.

Eine Gute Gelegenheit mein Durchhaltevermögen und meine Klamotten auf Dichtheit zu testen.
Was soll ich auch anders machen? Um diese Zeit ein Hotel suchen? Ja, und meine Französischkenntnisse sind auch gleich null.
Zuvor habe ich meine Schwester in Aachen informiert, dass ich um ca. 3.30 Uhr bei ihr eintreffen werde.
Ich habe also ca. 350km vor mir. Die Nacht ist Pechschwarz, der Regen prasselt auf meinen Helm. Zeitweise kann ich kaum die Fahrbahnmarkierungen erkennen. Hilft alles nichts. Da muß ich jetzt durch.
Die ganze Stecke hört es nicht auf zu regnen. Ich werde nass wie nie zuvor in meinem Leben. Aber ich habe es bis Aachen geschafft. Meine Klamotten haben sich als absolut Wasserdicht erwiesen. Das zu wissen ist ja schon beruhigend für meine nächste Tour.



 
   
 

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