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  Norwegen 2009
 

Urlaub Hurra
Endlich mal wieder 3 Wochen Urlaub.
Meinen ursprünglichen Plan nach Irland zu fahren habe ich verworfen, nachdem ich mich über die Fährenpreise informiert habe. Zudem müsste ich im voraus Buchen und das würde wieder meine Flexibilität einschränken.
Frankreich wäre auch nicht schlecht, denke ich mir drei Wochen vor Urlaubsbeginn. Vielleicht komme ich sogar bis nach Spanien und das Wetter sollte im Süden auch besser sein als im Norden.

Frankreich
Es ist Samstag der 1. August 2009. Mein Plan in Richtung Frankreich zu fahren steht fest. Auf Empfehlung kaufe ich mir  am besagten Samstag einen kleinen Sprachführer. Etwas Spät, aber na ja, manche Dinge erledige ich eben in der letzten Sekunde.

Ich blättere zu Hause den Sprachführer durch. Hm Französisch gefällt mir einfach nicht so gut. Aber es geht ja auch nur darum die wichtigsten Worte bzw. Sätze sich zu merken.
Doch dann lese ich irgendwo mittendrin….“Frankreich ist im August ziemlich ausgebucht…auch Campingplätze sind kaum zu bekommen“!
Ich bin davon ausgegangen, dass die Urlauber schon im Juli in Frankreich waren und das im August eben nicht soviel los ist.
Ich habe keine Lust im Stau zu braten. Ich habe Urlaub und möchte mich erholen und nicht mit den anderen Touristen wetteifern, wer den schönsten Platz am Strand bekommt. Mit Parkplatzmöglichkeiten wird es wohl auch nicht besonders gut ausschauen und Falschparken soll in Frankreich extrem teuer sein.

Doch nicht Frankreich
Nun gut. Dann muß ich eben noch mal kurzfristig umdisponieren. Ich bin ja flexibel.
36 Stunden vor Abfahrt fällt meine Entscheidung. Norwegen ruft.
Letztes Jahr war ich ja um die gleiche Jahreszeit in Schweden. Mir hat es ganz gut gefallen. Ich hatte keinen Stress im Stau und auch sonst keinen Ärger.
Die benötigten Dinge, die ich mir auf eine Liste zusammengeschrieben habe werden eingepackt.
Unter meiner Ausrüstung befindet sich auch mein Notebook mit dem vor kurzem in Ebay günstig erworbenen Routenplaner und GPS Maus. Das ist die Gelegenheit, um ihn jetzt zu testen, da ich diesmal auf Kartenmaterial in Papierform verzichten möchte.
Natürlich habe ich auch an einen Spannungswandler (Steckdose im Auto) gedacht. Der Akku von meinem Notebook hält ja nicht ewig.

Bis jetzt hatte ich mich nie so gekümmert hinsichtlich Vorbereitungen und Sehenswürdigkeiten. Ich überfliege kurz das Internet und finde doch etwas, was zu sehen sehr Lohnenswert erscheint. „Preikestolen“ ein Fjord in der Nähe der Stadt Stavanger. Die Fotos im Internet schauen toll aus. Ein Felsmassiv, welches 600m steil nach unten fällt umgeben von Bergen und zu seinen Füssen eine Meeresstrasse.
Weiter entnehme ich einige Tipps von Reisenden hinsichtlich Mautgebühren. Es werden nur Norwegische Kronen akzeptiert und Sinnvoll ist es sich bereits Kleingeld auf der Fähre nach Norwegen geben zu lassen.

3. August 2009. Ich starte meinen Bus. Es ist 5.00 Uhr Morgens. Norwegen ich komme.

Die Fahrt scheint unendlich. Die ersten 900km schaffe ich an einem Tag. Am folgenden Tag schaffe ich es bis kurz vor Schweden, übernachte aber in Dänemark.

Wie war noch mal meine PIN?
Es ist heiss, so heiss, dass ich irgendwo an einer Tankstelle in Schweden merke, das ich die PIN von meiner Bankkarte vergessen habe.
Das hat mir ja gerade noch zum Fahrstress gefehlt. So ein Mist. Wenn sie mir nicht einfällt, kann ich nach 1500km wieder umdrehen. Bargeld für die Rückfahrt habe ich ja noch genug.
Ist mir schon mal passiert, aber da habe ich ein wenig zu tief ins Bierglas geschaut. Später ist sie mir wieder eingefallen.
Ich versuche mich also zu entspannen und nachzudenken. Verschiedene Zahlenkombinationen gehen mir durch den Kopf. Ich habe ja nur zwei Versuche. Beim dritten wird die Karte eingezogen.
Nach ca. 1 Stunde glaube ich die Zahl wieder zu wissen. Zur Sicherheit schreibe ich die Zahlen, die ich am wahrscheinlichsten finde auf ein Blatt Papier, um auch optisch Sicherheit zu gewinnen.
Glück gehabt. Der Automat gibt mir schon nach dem ersten Versuch Geld.
Bin gerade auch etwas demotiviert. Ich glaube die vielen Kilometer habe ich etwas unterschätzt. Bis jetzt habe ich auch noch nichts gesehen ausser Autobahn.

Weiter geht es an der Schwedischen Westküste nach Norden. Um 20.00 geht die Fähre nach Norwegen. Die Fahrt dauert 2 Stunden.
Ich verweile eine Zeitlang am Heck. Es ist Abend und der Vollmond ist beeindruckend.
Ca. 7x Monddurchmesser schwebt er über dem Horizont an der Wasserkante des Meeres. Ich kann mich nicht erinnern ihn so jemals gesehen zu haben.

Am Ende muß ich noch durch den Norwegischen Zoll. Wie in Schweden werde ich auch hier raus gezogen und diesmal durchsuchen sie mein Auto richtig, stellen Fragen über alles Mögliche. Dann soll ich mich noch in einem kleinen Zimmer mit einem der Typen unterhalten, während die andern mein Auto durchsuchen. Habe ich ja noch nie so erlebt. Und ich dachte dir Norweger Grenzen sind harmlos.
Nachdem sie nichts gefunden haben, kann ich gehen. Hätte ich Ihnen gleich sagen können, aber dann wäre ich wohl richtig in Verdacht gekommen und sie hätten Möglicherweise angefangen den Motor auszubauen. Ich glaube mein Bus schaut so kriminell aus und nicht ich.

Es ist schon 23.00 Uhr. Nicht weit vom Zoll finde ich einen Parkplatz zum Übernachten.
Am nächsten Morgen fahre ich früh los. Ich bin jetzt in Norwegen und mein heutiges Ziel ist Preikestolen. Um es zu erreichen muß ich 450 km überbrücken.

Ah, meine erste Strasse mit Mautgebühr. 25 Kronen lese ich von weitem, greife in mein Kleingeld und werfe die 25 NOK in den Auffangbehälter. Das Licht wird Grün ich kann weiter fahren. Wenn doch alles so einfach wäre. Der Tipp war gut.

Ich entscheide Quer Feld ein zu fahren und nicht auf der Autobahn.
Die Landstrasse macht einen guten Eindruck. Die Fahrt ist angenehm und Kurvenreich. Nicht mehr nur Strasse und Autos, sondern viel Nadelwald und an vielen schönen Seen vorbei. Das Grün wirkt entspannend. Meine Laune hat sich deutlich gebessert und endlich kommt Urlaubsstimmung auf. Im Stau bin ich bis jetzt nirgendwo gestanden.

Mein Routenplaner erweist sich als hervorragend. Ich finde wirklich alles und weiss immer meine genau Position. Auch POIs „Points of Interesst“ und Tankstellen sind eingezeichnet. Ja, ich weiss…das ist Normal. Aber ich benutze ihn zum ersten mal.
Geldautomaten habe ich leider keine gefunden, obwohl Sie auch in den POIs ausgewählt werden können.

Mein Notebook liegt auf der Beifahrerseite weich auf einer Decke. So gut es geht habe ich es gesichert, auch wenn es mal holprig werden sollte. Es wäre eine Katastrophe, wenn es ausfallen würde. Ausserdem kann ich damit auch auf den Campingplätzen mit W-Lan ins Internet. Das ist schon angenehm und ich möchte nicht mehr darauf verzichten.
Anderseits ist mir auch bewusst, wie abhängig man sich von der Elektronik macht.



Preikestolen
6 August 09. Es ist ca. 15.00 Uhr. Ich erreiche die Fähre, die mich auf die Strasse übersetzen soll. Von da aus geht es noch mal 15km zum Preikestolen.

Also in einem Loch möchte ich nicht wohnen



Am Zielort stelle ich das Auto ab und erreiche den Aufgang. Keine Ahnung wie weit es geht, bis man die Kanzel erreicht, die 600m über dem Meerespiegel steht.
Es ist 16.20 Uhr. Ich möchte los. Weiss ja nicht wie das Wetter Morgen wird. Heute ist es jedenfalls schön. Meine Kamera habe ich dabei, aber an eine Wasserflasche habe ich nicht gedacht. Nicht gut.
So schlimm wird es schon nicht werden. Nach ein paar Minuten des Aufstiegs frage ich mal kurz zwei Touristen die mir entgegenkommen auf Englisch wie weit es denn eigentlich ist.
Die beiden; Mann und Frau sehen aber ziemlich erschöpft aus versuchen ihr bestes Englisch und sagen…2,5 hours. Huch..so far??
Ihr Slang erscheint mir  aber ziemlich Deutsch. Nach kurzer Zeit dann die Erkenntnis. Sie sind  aus Frankfurt.
Ich marschiere jetzt schnellen Schrittes. Die Sonne ist noch ziemlich heiss. Es geht über Stein und Fels. Der Weg ist markiert. Mal nach unten und wieder nach oben. Immer weiter und weiter. Mir pocht das Herz bis zum Hals. Unterwegs treffe ich zwei Asiatinnen. Wie weit ist es noch frage ich. Sie sagen…keine Ahnung – Sie wollen nicht mehr weiter. Zu steil der Aufstieg. Na Danke. Den Eindruck von tapferen Samurai machen die aber nicht.

Ich komme an einer Tafel vorbei. Da steht; Auf und Abstieg dauern jeweils zwei Stunden.



Aha. Weiter geht’s. Viele Touristen kommen mir entgegen, aber ich frage nicht mehr. Dann endlich in ca. 100m Entfernung sehe ich die Kanzel, welche der Fels bildet und mich nach Norwegen gelockt hat. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich vor einer Stunde los gelaufen bin. Gar nicht so schlecht für einen Gruftie.
Ich gehe Richtung Kanzel und sehe wie sich schon die Touris über die steile Kante legen, um einen Blick in 600m Tiefe zu schauen. Keine Absperrung. Ein kurzer heftiger Windstoss könnte das Ende für den bedeuten, der gerade mal zu Nahe an der Kante steht.
Das Mekka für die, die die Lust am Leben verloren haben und gerne länger fliegen würden, als nur vom langweiligen 10ten Stockwerk.
Hm, vielleicht ist das ein Geheimtipp, den man  vermarkten könnte. Der Delinquent müsste zwar vor dem Ende noch den harten Aufstieg in Kauf nehmen, aber den harten Abstieg könnte er sich durch eben diese Abkürzung sparen. Der Werbeslogan könnte lauten „Ein Sprung, ein Schrei und Sie sind garantiert nicht mehr dabei“.
Der Blick rund um und in die Tiefe ist gigantisch. Ein wunderschöner Ort.
Nach dem Abstieg übernachte ich an einem Campingplatz.



Die Aussichtskanzel fällt 600m steil nach unten.
Ein Schritt auf die falsche Seite der Felskante und...
Nein, man ist nicht sofort tot, aber die Lebenserwartung sinkt rapide.




Ich habe mir vorgenommen es jetzt gemütlicher angehen zu lassen. Möchte nicht mehr hetzen. Am nächsten Tag fahre ich durch Stavenger. Ich möchte auf die Insel über der Stadt. Am Ziel angekommen merke ich aber, dass die Zufahrtstrassen zum Wasser für Touristen nicht zugängig sind. Den Weg hätte ich mir sparen können.
Egal. Reisen heisst ja nicht, dass jedes Ziel einen Sinn haben und dass man überall Spass haben muß. Reisen heisst eben reisen und erleben.

Stavenger ist mein Wendepunkt. Es geht nicht mehr nach Norden, sondern nach Süden. Ich möchte den gleichen Weg über Schweden nicht mehr zurückfahren, sondern die Fähre in Kristiansand nach Dänemark nehmen.
Ein konkretes Ziel habe ich nicht mehr. An der Küstenstrasse halte ich immer an, wenn es mir irgendwo gefällt, besuche kleinere Ortschaften oder Sehenswürdigkeiten.

Mein Bus schnurrt nur so über die Strasse dahin. Keinerlei verdächtige Geräusche oder ähnliches. Wir sind schon ein gutes Team.

8 August 09. Heute fahre durch Egersund – Ein kleines gemütliches Städchen. Ich hebe etwas Geld am Automaten ab und kaufe ein.
Es geht weiter durch die Berge an der Küstenstrasse.

Topptour ins Ungewisse
Eine Tafel zeigt diverse Möglichkeiten an zur Besichtigung einer ehmaligen Eisenerzmine.
Topptour steht da auf einem kleinen Hölzernen Schild.



Es ist ca. 17.00 Uhr und ich denke mir…Es wird wohl nicht schaden, wenn ich mir etwas die Füsse vertrete. Dann nehme ich doch die Topptour.
Kurze Zeit später merke ich, dass die Tour nicht ohne ist und auch nicht so schnell zu erreichen, was auch immer mit Topp gemeint ist. Das Dumme ist auch, das nirgendwo steht, wie lange man unterwegs ist.
Es geht durch Wald und Busch – Berglandschaft. Teilweise anstrengend. Der Pfad ist durch rote Punkte an den Bäumen markiert. Warum musste ich mir das wieder antun? Mehrmals überlege ich umzukehren; denke aber immer wieder…jetzt bist Du schon so weit gelaufen…dann möchte ich auch sehen, was mit Topp gemeint ist. Ich hoffe auf  eine schöne Aussicht.

Dann nach ca. 30min komme ich auf einen flachen Bergkamm. Die Aussicht ist schön. Viel Berge, Nadelbäume. Ich mache ein paar Fotos.
Na gut, schön wars und jetzt wieder zum Auto. Ich folge wieder den roten Punkten an den Bäumen zurück, da ich mich hier nicht orientieren kann.




Irgendwann denke ich mir…seltsam, aber ich kann mich an diesem abgeknickten Baum nicht erinnern. Na ja gut, Ich kann mich bestimmt an vieles nicht erinnern, wo ich vorbeigelaufen bin. Kurze Zeit später stehe ich vor einem großen Sandhügel. Es geht sicher 150m steil aufwärts. Miiiiiist. Hier bin ich sicher nicht vorbeigekommen. Schock – Ich habe mich verirrt. Auch hier steht eine rote Markierung, der ich gefolgt bin.
Ich kann jetzt den anstrengenden Weg wieder zurück gehen oder den steilen Sandberg hoch laufen um mich evtl. zu orientieren.
Beide Möglichkeiten garantieren keinen Erfolg den richtigen Weg wieder zu finden.
Ein gewisses Gefühl der Panik macht sich breit. Ich bin hier ganz allein auf diesen Pfad gelaufen. Niemand weit und breit und es ist Abend.

Ich gehe den Sandhügel hoch. Meine Schuhe versinken teilweise. Es ist anstrengend da hoch zu laufen. Ich brauche bestimmt 15min.
Oben angekommen sehe ich einen langen und hohen Holzzaun; wohl ein Relikt aus  der Zeit der Erzförderung – schaut sehr alt aus.  Er ist mir schon beim Aufstieg aufgefallen. Wenn ich den erreiche und entlang gehe, sollte ich mich wieder orientieren können.
Ich muß noch mal ein Stück von diesem Sandberg runtergehen, dann ca. 50m quer durch die Büsche um zu dem Holzzaun zu gelangen.
Geschafft. Na hoffentlich ist das auch der Zaun, den ich zu Beginn gesehen habe.

Ob mich eine Rettungsmannschaft suchen würde, wenn jemand unten im Tal einen Bus mit Schweizer Kennzeichen sehen würde, der schon Tagelang oder Wochen da alleine steht?
Ich sehe schon meinen halb verwesten Kadaver neben dem Holzzaun liegen. Verirrt und irgendwann verhungert oder erfroren.
Einer von der Rettungsmannschaft würde dann nach Wochen sagen, nachdem er meine Taschen durchsucht und meinen Autoschlüssel gefunden hat..“Ja, das muß der Kerl mit dem Toyota Bus sein – sind schon etwas Irre die Schweizer, aber sie machen guten Käse“.

Am Anfang von dem Zaun finde ich den Pfad wieder. Glück gehabt. Ich habe mich zu sehr auf die Markierungen verlassen.
Auf dem Weg ins Tal komme ich an einem Moosbehafteten Felsen vorbei, von dem kleine Mengen Kristallklarem Wasser runter fliessen. Ich nehme einige Schluck. Es schmeckt sagenhaft.

Am Auto angekommen ziehe ich die nassen und dreckigen Schuhe aus und lege mich zuerst mal auf die Matratze. Es hätte  schlimmer kommen können.

Ich fahre weiter durch die Berge. An einem schönen See halte ich an. Weit und breit keine Seele; Gelegentlich fährt ein Auto vorbei. Ich möchte hier übernachten. Eigentlich wollte ich gerne draussen sitzen und ein Bierchen trinken, während ich über den See schaue. Doch daraus wird nichts. Die Fliegen machen mir das Leben schwer.
Die Entscheidung am See neben der Strasse zu übernachten erweist sich als falsch. Um zwei Uhr Morgens fahren immer wieder Autos vorbei. An schlaf ist nicht zu denken. Zudem fühle ich mich hier unsicher.
Ich mache mich auf dem Weg und übernachte auf einem großen Parkplatz in der nächsten Ortschaft.



Suchen Sie eine Toyota Werkstatt auf
Nachdem ich am nächsten Tag getankt habe, geht es weiter auf der Landstrasse Ostwärts Richtung Kristiansand. Auf einer Anhöhe stirbt mir ganz plötzlich und unerwartet der Motor ab. Mehrmalige Startversuche bleiben ohne Erfolg. Die Motorleuchte blinkt auf. Ich bin rechts rangefahren und denke mir…bitte nicht, was ist denn jetzt los?
Ich stehe Mitten auf der Strasse. Ca. 30m hinter mir ist eine Bushaltestelle. Ich warte ab bis kein Verkehr mehr hinter mir ist und lasse langsam den Wagen Rückwärts runterrollen. Da der Motor aus ist, ist auch der Bremskraftverstärker ausser Betrieb und die Lenkung geht schwer. Ich muß also die Handbremse benutzen und mit erhöhtem Kraftaufwand lenken.
Es gelingt mir den Wagen in die Bucht der Bushaltestelle zu steuern, sodass er den Verkehr nicht behindert.
Ich lese die Betriebsanleitung um das aufleuchten der Motorlampe zu deuten. „Suchen Sie eine Toyota Werkstatt auf“ Das klingt aber nach etwas ernstem. So ein Mist.

Der Motor von meinem Toyota befindet sich direkt unter dem Fahrersitz. Ich kippe den Sitz um, sodass ich in den Motorraum schauen kann, schalte in den Leerlauf und starte durch. Nichts auffälliges passiert. Auch scheint alles richtig an seinem Platz zu sein. Die Batterie startet ganz Normal den Anlasser, aber der Wagen springt nicht an.

Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf. Es ist Sonntag und ich habe keine Ahnung wo die nächste Werkstatt ist. Auf jeden Fall kann es teuer werden. Vielleicht muß ich auch noch den Wagen in Norwegen stehen lassen und schauen wie ich zurück in die Schweiz und zur Arbeit komme. Und Zu Hause hätte ich dann auch kein Auto um in die Arbeit zu fahren. Was kann bloss defekt sein?
Zwei Dinge erscheinen mir wahrscheinlich. Irgend etwas mit der Zündung oder Zahnriemen. Was, wenn Ersatzteile bestellt werden müssen? Das wäre fatal. Ich müsste mir eine andere Übernachtungsmöglichkeit suchen.
Ich Kippe den Sitz wieder zurück und schaue mal alle Sicherungen durch, die sich rechts neben dem Lenkrad befinden. Es könnte evtl. auch eine Transistor Sicherung defekt sein bzw einen Wackelkontakt haben, die die Einspritzanlage steuert. Ich rüttele an allen erdenklichen Sicherungen. Auch der darauf folgende Startversuch schlägt fehl. Mir graut der Gedanke in dem Bus neben der Strasse zu übernachten und darauf zu warten bis es Montag wird und ich dann evtl. Hilfe erwarten kann.

Ich denke ans aufgeben der Fehlersuche, kippe dennoch nochmals die Sitze um und schaue in den Motorraum. Nichts auffälliges. Ich schaue mir den Kabelbaum an, der zum Zündverteiler führt. An diesem hängt wiederum noch ein Stecker der durch mehrere dünne unauffällige Kabel verbunden und mit einem Schutzrohr aus Plastik verkleidet ist. Beim genauen hinsehen, fällt mir eines der Kabel auf. Es ist abgerissen. Dieses dünne Kabel wird ja nichts mit dem Ausfall der Zündung zutun haben. Aber vielleicht auch doch. Ich schalte in den Leerlauf, halte das abgetrennte Kabel an das Gegenkabel, sodass es Kontakt haben sollte und drehe den Zündschlüssel.
Ruummms. Der Motor springt an wie eh und je. Juuuchuuuuuuu !!!!!!
Ein tolles Gefühl von Erleichterung. Ich lasse das Kabel in der Kontaktvertiefung des Steckers stecken. Eigentlich müsste der Stecker ausgetauscht werden. Aber momentan funktioniert es.

Puuuuh. Ich möchte nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn ich den Fehler nicht gefunden hätte.
Manchmal ist es eben nur ein Blick, Hartnäckigkeit oder auch eine Sekunde, die das Schicksal positiv oder negativ beeinflussen.

An diesem Tag besuche ich noch den Leuchtturm in Lindesnes am Südlichsten Punkt Norwegens, bevor ich den Tag an einem schönen Campingplatz abschliesse.














10. August.
Ich bin an meiner letzen Station in Norwegen angekommen. Kristiansand.
Von hier aus nehme ich die Fähre nach Hirtshals Dänemark. Rund 170 Schweizer Franken kostet die einfache Überfahrt und dauert ca. 3 Stunden. Das Schiff der Color Line ist ein wahres Monster. Ich schätze, dass ca. 500 Fahrzeuge auf 150m Länge und mehreren Decks zur Überfahrt eingeladen werden.

Dänemark
Ankunft in Hirtshals um 19.45 Uhr.
Direkt an der Küste finde ich einen gemütlichen Parkplatz und mache mich kurze Zeit Später Bettfertig.
Ziemlich windig am nächsten Morgen. In der Nacht hat es geregnet, doch im Laufe des Vormittags klart es auf und ich habe einen schönen Ausblick aufs Meer. In einem kleinen Restaurant trinke ich gemütlich einen Kaffee und esse eine Kleinigkeit, bevor ich mir meine neue Route für den Rückweg überlege.
Der Norden scheint von einer Marienkäferplage heimgesucht worden zu sein. Die bunten Krabbler sind überall. Bei offenem Fenster fliegen sie mir auch ins Auto und einer beisst mich sogar in den Hals.

Es geht weiter Richtung Süden. An einem  kleinen Ort „Lokken“ an der Westküste bleibe ich stehen. Man kann mit dem Auto bis an den Strand fahren. Es ist windig und das Meer ist unruhig – beste Voraussetzungen für Kite Surfer.





Lokken ist echt gemütlich. Es hat eine kleine Einkaufsstraße mit vielen kleinen Eisbuden, Cafes und Restaurants. Am Strand und in den von Touristen belebten Strassen verbringe ich den ganzen Tag.
So entspannt wie heute, habe ich es noch gar nicht angehen lassen.

Lustig finde ich einen Laden zur Herstellung von den verschiedensten Lakritzsorten. In diesem Laden steht eine Maschine, in der ein ca. 3m langer Lakritzstrang eingelegt ist. Anfangs ist der Strang ca.10cm dick, wird aber beim durchlaufen auf 2cm verdünnt. Am anderen Ende fallen nur so die Lakritze Mundgerecht zugeschnitten heraus. Diverse Lüfter kühlen das ganze ab. Die Geräusche und das klappern der Maschine sind zum Schmunzeln. Viele Kinder stehen drum herum und bekommen glasige Augen. Erinnert mich irgendwie an Pippi Langstrumpf.

Heimweg
So langsam fahre ich dann wieder weiter Südwärts. Ich erinnere mich noch an eine meiner Schwestern, die ich sicher schon 5 Jahre nicht gesehen habe. Sie wohnt in der Nähe von Bremen, dass ja auf meinem Rückweg liegt. Ich schicke ihr eine sms mit der Anfrage, ob sie Zeit für einen Besuch hätte.
Sie freut sich riesig, sodass wir uns zwei Tage später herzlich begrüssen und umarmen.
Ein sehr netter Empfang – Danke Pommes.

Nach zwei Wochen Urlaub und insgesamt 4600km bin ich wieder zu Hause. Ich habe noch eine Woche zum relaxen. Mit dem Wetter habe ich Glück. Es bleibt sonnig, sodass ich die letzte Woche gemütlich am See ausklingen lassen kann.

Die Route

 
 
   
 

Statistiken
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