Vorbereitungen
Nachdem ich nun schon nahezu zwei Jahre fast ohne Urlaub durchgearbeitet habe, waren endlich 3 Wochen im August 2008 fällig. Ich wollte wegfahren und meinen neuen alten Bus testen.
Ein Trip nach Schweden klingt gut. Es hätte aber genauso gut Irland oder Spanien sein können.
Meine Vorbereitungen waren mässig. Ich schaute mir die Karte an und beschloss entlang der Südküste Richtung Stockholm zu fahren.
Nachdem ich einmal die Sitzbänke von meinem Bus umgelegt und darin geschlafen habe (eine Horrornacht), baute ich sie diesmal aus und legte eine alte Matraze von meinem ehmaligen Bett ein.
Für rund 30 SFR kaufte ich provisorische Gardinen im Kaufhaus, damit mir nicht jeder beim schlafen zusehen muss.
Ich stellte eine Liste zusammen von den Dingen, die ich mitnehmen wollte.
Darunter auch mein Notebook. Ich wollte testen, ob es auch in der Praxis mit der drahtlosen Verbindung ins Internet funktioniert. Habe ich vorher noch nicht gemacht.
Da ich im Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Schweiz wohne, wollte ich natürlich auch meine Bankkarte im Ausland (Deutschland) testen. Ich wollte ja nicht plötzlich ohne Geld da stehen. Der Test war positiv. Gut. Hoffentlich funktioniert es in Schweden genauso reibungslos.
Los gehts
An einen schönen Sonntag startete ich zu meinem ersten motorisierten Unternehmen dieser art.
Meine Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt zwischen 100 - 120 km/h. Das reicht, da ich auch den Spritverbrauch nicht ausser acht lassen möchte.
Meine erste Zwischenstation nach 900km war Pinneberg/Waldenau. Ein kleiner Ort in der Umgebung von Hamburg. Hier traf ich Bonnie, eine nette Internetbekannschaft, die auch real sehr sympathisch war. Das ist ja nicht immer so :-).
Kurze Zeit später war ich wieder in meinem Sitz und fuhr weiter Richtung Puttgarden, wo mich die Fähre nach Dänemark bringen soll.
Für die einfache 45 minuten Fahrt kassiert Scandlines 63 Euro ab. Ich dachte nur...Denen brennt wohl der Hut. Aber es blieb mir ja nichts anderes übrig, als mir das Ticket zu kaufen.
Viele Stunden später war ich auf Schwedischem Territorium.
Mittlerweile wurde es Abend. Mein Ziel war Trelleborg, eine kleine Stadt ca. 40km südlich von Malmö. Hier wollte ich die erste Nacht verbringen.
Als ich in das Örtchen einfuhr, sah ich schon von weitem einen Campingplatz, direkt am Meer gelegen. Prima,dann brauche ich ja gar nicht suchen.
Peinliches Missgeschick
Jetzt galt es neben den Wohnmobilen einen schönen Platz zu finden.
Ich fahre also langsam zwischen den Wagen und sehe vor mir einen schönen Platz mit Blick aufs Meer. Wenn ich noch einen Stück weiter über eine Vertiefung fahre, wäre es optimal denke ich. Gedacht getan. Nachdem ich Punktgenau hinter die Vertiefung gefahren bin, spüre ich, wie sich die hinteren Räder anfangen einzugraben. Der Boden, bedeckt mit Gras ist aus Sand. Oooh Nein.
Das fängt ja gut an. Mein Hirn fängt an zu rattern. So was blödes, warum mußte ich nur....Jetzt werde ich wohl andere bitten müssen, mich da irgendwie raus zu ziehen.
Doch dann ganz plötzlich habe ich eine Idee. Mein Toyota ist doch ein 4x4. Die vorderen Räder können bei Bedarf an den Radnaben zugeschaltet werden.
Na hoffentlich klappt das. Ich steige also aus, schalte auf Allrad um, steige wieder ein. So, jetzt muß ich nur noch diesen Knopf drücken. Die Kontrollampe leuchtet auf und signalisiert, dass Allrad aktiviert ist. Ich bin gespannt.
Ich schalte in den ersten Gang, fahre einen Meter vor und schalte wieder in den Rückwärtsgang. Jetzt mit etwas Schwung über die abgesenkte Stelle wieder auf festen Boden zurück.
Hurra, geschafft. Glück gehabt. Ich muß doch niemanden bitten mir zu helfen - Guter Bus, dafür gibt es an der nächsten Tanke leckeres Öl :-)
Anschliessend ging ich zu Fuss zu einem großen Supermarkt und sah die ersten lebendigen Schweden. Aha, so sehen die also aus. Blond waren die aber nicht alle, wie ich zuerst gedacht habe.
Ich beschloss auch Schwede zu sein. Die brauchen ja nicht gleich alle merken, dass ich Ausländer bin.
Ich kaufte also ein und ging zur Kasse. Wie gut, dass die Kassen ein Leuchtdisplay hatten, wo ich nur den passenden Betrag ablesen mußte und nicht darauf angewiesen war zu verstehen, was die Kassenkraft für einen gwünschten Betrag vor sich hin murmelte.
Zu dem Zeitpunkt konnte ich noch kein einziges Wort Schwedisch.
Damit meine Tarnung nicht auffliegt, murmelte ich ebenfalls in meinen Bart...ähm, öhm, murmel.. und übergab den abgelesenen Betrag möglichst passend.
Irgendwann wusste ich, dass "Tack" Danke heisst. Das sagte ich dann immer, wenn mir das Restgeld in die Hand gedrückt wurde und meine Tarnung schien perfekt.
Nur leider habe ich ja auch mal was gebraucht wie z.B. Öl fürs Auto. Da half eben kein öhm, ähm oder Tack. In diesen Ausnahmefällen liess ich meinen Tarnmantel fallen und sagte meinen Wunsch auf Englisch. War auch nie ein Problem.
Am Abend machte ich es mir gemütlich, legte mich mit einer Dose Bier auf meine Matraze und liess die Schiebetür offen.
Die Nacht verlief ruhig und das Schlafen auf der Matraze war angenehmer, als ich es mir vorgestellt hatte.
So gegen 10.00 Uhr Morgens fuhr ich dann entlang der Südküste auf der Landstrasse.
Zuvor hatte ich mir in einem Laden eine Schwedenkarte gekauft, weil mir die losen Blätter die ich vor Reise aus dem Internet ausgedruckt habe zu unübersichtlich wurden und eine Karte doch detailierter ist.
Ich machte immer wieder Zwischenstopps und besichtige Strände, die fast Menschenleer waren. Die Saison war schon vorbei.
Das Wetter war schön; ich genoss meinen Urlaub, jedoch wollte keine richtige Urlaubsstimmung aufkommen.
Ich hatte auch keine richtige Lust Fotos zu machen, überwand mich aber, weil es ja dazu gehört.
Immer wieder sieht man solche einfachen Windmühlen
Dann fand ich die hier
Küstenstrasse Richtung Stockholm
Ich fuhr weiter, verwarf nach einiger Zeit den Plan bis Stockholm zu fahren, weil es für die paar Tage zu stressig werden würde, die ich hier bin.
Ich wollte keinen Stress, sondern nur entspannen und mal loslassen.
Ich war überrascht wie viele Campingplätze direkt an der Küstenstrasse vorhanden sind. Man braucht gar nicht suchen.
Am Abend machte ich es mir wieder gemütich bei einer Dose Bier und Abendbrot und genoss den Sonnenuntergang.
Öland
Am nächsten Morgen fahre ich weiter. Ich habe ja keinen Plan, fahre eben an der Küstenstrasse, halte am Strand und an den kleinen Ortschaften. Immer wieder ein Blick auf die Karte. Irgendwann werde ich auf Öland aufmerksam. Öland ist eine schmale Insel von ca. 100km Länge.
Die Städte umfahre ich und nehme bei Kalmar die Kilometerlange Brücke, die vom Festland zur Insel führt.
Ich beschiesse die Insel zu umrunden und zuerst Richtung Süden zu fahren.
Das Wetter hat umgeschlagen. Zwischendurch fängt es immer wieder an zu regnen. Das finde ich jetzt nicht gut, möchte aber auch nicht den ganzen Tag im Bus verbringen.
Unterwegs überholen mich zwei Motorradfahrer auf einer Gold Wing. Wäre nicht unbedingt meins im Regen mit dem Motorrad.
Es gibt nicht viel zu sehen auf der Strasse zum Süden der Insel. Flache grüne Vegetation, kaum Häuser, aber einige richtig große Landwirtschaftliche Betriebe mit riesiegen Traktoren und Gerätschaften - Beindruckend.
Ich erreiche den Südlichsten Punkt der Insel. Hier befindet sich der Leuchtturm "Der lange Jan" und ein Vogel Naturschutzgebiet.
Im Foyer beim Leuchtturm treffe ich die durchnässten Motorradfahrer wieder.
Na die werden hier bestimmt noch eine Zeitlang verbringen, bis der Regen aufgehört hat denke ich mir.
Von wegen. Als ich dann selber meine Fahrt wieder antreten will, sehe ich die beiden im Strömenden Regen davonbrausen. Ja, dass sind richtig hartgesottene Kerle, denen so ein mittelprächtiger Wolkenbruch nichts anhaben kann. Der Helm ist ja Dicht, so schlimm wird es also doch nicht sein. Trotzdem ist mir mein Bus lieber.
Am Leuchturm kehre ich um und bin wieder unterwegs in nördliche Richtung; diesmal die andere Seite. Etwa 30km bevor ich die Nordspitze erreiche ändert sich das Bild der Insel. Die Sonne scheint wieder und auch die Landschaft wird ansprechender.
Achtung: Galoppierende Elche
Sandvik - Öland Ich fahre mal wieder von der Hauptstrasse runter Richtung Sandvik, weil ich sehen will was es denn da in diesem Örtchen gibt. Am Ortseingang dann dieses einladende Bild.
Erreiche das "Zentrum" dieses ca. 1000 Seelen Dorfes und komme zum Hafen.
Angenehm hier. Im kleinen Hafenrestaurant probiere ich das erste mal Schwedischen Fisch. Lecker, die Portion ist üppig und preiswert.
Es geht weiter an einer schmalen Schotterstrasse direkt am Meer entlang und ich erkundige die Gegend genauer. Hier gefällt es mir wirklich gut und ich freue mich diesen Ort und die Strasse gefunden zu haben.
Anfangs habe ich gewisse Bendenken, weil ich den Text der Schilder nicht lesen kann, da sie auf Verbot zum durchfahren der Strasse hindeuten.
Andere Fahrzeuge befahren sie aber auch, sodass ich mir sage: Dann darf ich das auch - Ich bin ja seit ein paar Tagen auch Schwede.
Es ist angenehm im langsamen Tempo auf so einer Schotterstrasse am Meer entlang zu fahren und jederzeit anhalten zu können. So geht es dann einige Kilometer, bis ich wieder auf die Hauptstrasse komme und meinen Weg Richtung Norden fortsetze. Zwischendurch erprobe ich auch meinen Laptop auf die Fähigkeit eine W-Lan Verbindung zu bekommen. In den meisten Fällen sind die Accounts verschlüsselt, ab und an klappt es jedoch, sodass ich auch von Unterwegs E-Mails lesen kann, ohne ein Internet Cafe aufsuchen zu müssen. Am Nachmittag habe ich dann den Nördlichsten Punkt von Öland erreicht.
Langsam wird es Abend und ich muß mich mal nach einem Plätzchen für die Nacht umschauen. Ich möchte mal nicht auf dem Campingplatz übernachten, sondern irgendwo frei möglichst mit Blick auf das Meer. Die Nordseite der Insel ist wirklich wunderschön und zu dieser Zeit wenig befahren. während ich so auf der schmalen Strasse unterwegs bin, sehe ich zwei Campingbusse am Strassenrand parken. Die wollen da wohl übernachten. Der Platz gefällt mir auch und ich schliesse mich hinten an. Nachdem ich geparkt habe, stelle ich fest, dass der Winkel zur Sonne stimmt. Ich öffne meine Schiebetür, mache es mir auf der Matraze gemütlich, öffne eine Dose Bier und hoffe auf einen schönen Sonnenuntergang.
Glutrot taucht die Sonne in das Wasser ein. Was bin ich doch für ein Glückspilz.
Kurze Zeit später: Der Himmel Feuerrot
Zwei Nächte verbringe ich an diesem schönen Platz, bevor ich langsam meine Rückfahrt antrete und zu meinem Ausgangspunkt Trelleborg zurück fahre. Von da aus bin ich fast Pausenlos unterwegs und erreiche in 17 Stunden und 1500km meinen derzeitigen Heimatort wieder.